
2017-09-20 | BLI setzt positive Impulse, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen
BLI setzt positive Impulse, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Durch attraktive Sonderabschreibungen könnten auch Privatpersonen zu Bauherrn werden.
Für Durchschnittsverdiener wird es immer schwieriger bezahlbaren Wohnraum in Berlin zu finden. Die Mieten sind in den letzten zehn Jahren um 72 Prozent angestiegen und der Kaufpreis für eine Wohnung hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. Diese Entwicklung ist der Bundesregierung nicht erst seit gestern bekannt – staatliche Maßnahmen, wie die seit Mitte 2015 wirksame Mietpreisbremse und zunehmende Milieuschutzgebiete (die Umwandlung von Miet- zu Eigentumswohnungen ist in diesen Gebieten genehmigungspflichtig), konnten die angespannte Situation im Berliner Wohnungsmarkt nur etwas abmildern. Auch mit einem neuen Steuergesetz für Sonderabschreibungen bei Mietwohnungen wollte die Regierung diesem Übel begegnen. Nur ist das Verfahren zur Gesetzgebung leider im Sande verlaufen.
Achim Amann, einer der beiden Geschäftsführer vom internationalen Immobilienunternehmen Black Label Immobilien, sieht aber gerade darin eine große Chance den Wohnungsmarkt zu entspannen: “Wir sollten der Problematik positiv begegnen. Die Privatwirtschaft müsste durch ein Belohnungssystem vom Staat wieder mehr motiviert werden. Ich schlage vor, dass die Bauträger mit staatlichen Förderungen unterstützt werden, so wie das schon in den 90er Jahren mit der Sonder-Afa Ost, einer steuerlichen Sonderabschreibung, erfolgreich geschehen ist. Der Staat verliert dabei kein Geld und Privatpersonen können mit dieser Lösung sogar wieder mehr ins Eigentum gebracht werden”. Näheres dazu sagt Achim Amann auch in einem aktuellen Bericht vom 3.9.2017 in Spiegel TV ab Minute 55:18: https://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/schwerpunktsendung-vor-der-bundestagswahl-a-1166089.html.
Das neue Steuergesetz sollte schon 2016 verabschiedet werden.
Anfang letzten Jahres gab es dazu im Bundestag schon konkrete Pläne. Sonderabschreibungen für Mietwohnungen waren dabei per Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht worden. Investoren sollten durch Steuerbegünstigungen dazu bewegt werden, insbesondere in Gebieten mit einem angespannten Wohnungsmarkt in neue Mietwohnungen zu investieren. Bis zu 2.000 EUR je Quadratmeter wären laut Regierungsentwurf förderfähig gewesen. Vorgesehen war auch eine Kappungsgrenze: Ab einem Betrag von 3.000 Euro hätte es keine Förderung mehr gegeben. Das sollte verhindern, dass die Steuerbegünstigungen für den Bau neuer Luxus-Immobilien missbraucht worden wären.
Doch dann kam das unerwartete Aus für das neue Steuergesetz – wegen unüberbrückbarer Differenzen im Finanzausschuss wurde das Verfahren zur Gesetzgebung komplett ausgebremst und liegt seitdem auf Eis. “Schon seit einem Jahr hätte diese Möglichkeit per Gesetz verankert werden können. Ich sehe nach wie vor in Sonderabschreibungen für private Investoren einen sinnvollen Ausweg aus dieser schwierigen Situation. Es kann doch nicht sein, dass normale Bürger, die ihrer Arbeit in Berlin nachgehen, nicht mehr in der Stadt leben können, weil sie es sich nicht leisten können”, gibt Achim Amann zu bedenken.
Es fehlen 1,5 Millionen bezahlbare Wohnungen in Deutschland.
Viele Bauträger können sich in den Ballungsräumen kaum noch Grundstücke leisten – ihnen bleibt daher nichts anderes übrig, als weiterhin Luxuswohnungen zu bauen, damit sich das Projekt für sie überhaupt noch lohnt. Die teuren und großen Wohnungen lassen sich aber inzwischen nur noch schlecht verkaufen. Es werden zu viele Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen fertiggestellt, die sich in Großstädten ohnehin kein Normalbürger mehr leisten kann. Es fehlt dagegen vor allem an Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen. Wenn die Baubranche nicht bald bei den mittelgroßen, einfacheren sowie WG-tauglichen Wohnungen einen Aufschwung auslöst, baut sie weiterhin erheblich am Bedarf vorbei.
Das geht aus einem Artikel in der “Zeit” vom 2. Mai 2017 ganz passend zum Thema hervor: https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-04/wohnungsbau-boom-baugenehmigungen-bauindustrie-wohnungsnot/seite-2.