Berliner Immobilienmarkt – wie lässt sich die Wohnungskrise beheben?

Berliner Immobilienmarkt
Photo: Pixabay | argentum

Ein Kommentar von Achim Amann von Black Label Immobilien

Berlin, 19. Juni 2018 – Berlin hat nach neuesten Erkenntnissen das schnellste Wachstum der Immobilienpreise weltweit. Das mag zwar eine gute Nachricht für Investoren sein, aber für Mieter, die ein bezahlbares Zuhause suchen, ist es eine Katastrophe. Die Einwohnerzahl der Stadt wächst jedes Jahr um 40.000 Personen, aber die Zahl der neuen Wohnungen, die sich kaufen oder mieten lassen, leider nicht, was zu einem massiven Mangel an Wohnungen geführt hat und die Marktpreise steigen lässt.

Rund 85 Prozent der Berliner mieten immer noch, anstatt zu kaufen – wobei die Mieten seit 2009 in der Hauptstadt um 46 Prozent gestiegen sind. Circa 50 Prozent der Haushalte haben Anspruch auf eine Mietbeihilfe. Das führte jüngst zu Mieterprotesten, die Demonstrationen und Besetzungen leer stehender Gebäude zur Folge hatten. Selbst die linke Presse macht Witze über die mangelnde Begeisterung der Berliner Regierung sich fortschrittlich in der Wohnungspolitik zu zeigen. Der Fokus liegt dabei auf dem Schutz des Status Quo und der bestehenden Mieter, anstatt dringende Baugenehmigungen für neuen Wohnraum zu erteilen.

Nun hat der Berliner Senat endlich beschlossen, die Übertragung von Stadtgrundstücken an die kommunalen Wohnungsunternehmen zu beschleunigen, um den überhitzten Markt zu entschärfen. Also, warum hat es so lange gedauert sich dem Markt anzupassen, und was kann noch getan werden, um erschwinglichen Wohnraum zu schaffen? Achim Amann, Mitbegründer von Black Label Immobilien, hat sich Gedanken darüber gemacht.

Diskrepanz zwischen den Preisen von Verkaufs- und Mietobjekten

Aus unserer Sicht als internationales Immobilienteam, das sowohl private als auch kommerzielle Käufer und Verkäufer betreut, ist das, was in Berlin passiert, unvermeidbar, ein Ergebnis der Gentrifizierung und wir holen nur den Rest der Welt ein. Es gibt zwei wesentliche Punkte, die Berlin von anderen Metropolen unterscheidet:

1.  Die massive Diskrepanz zwischen den Preisen, zu denen heute Immobilien verkauft oder vermietet werden, und den niedrigen Mieten aus alten Mietverträgen. Die Berliner zahlen seit Jahrzehnten unter der Marktmiete, resultierend aus alten Mietverträgen und sie mögen keine Veränderung, aber billige Mieten und gut bezahlte Jobs sind nicht vereinbar. Eine große Anzahl von Menschen strömt nach Berlin und im Allgemeinen haben sie gute Jobs und sind es gewohnt, einen bestimmten Betrag zu zahlen, um Immobilien zu mieten oder zu kaufen. Natürlich wollen die Vermieter von der Popularität der Stadt profitieren und davon, dass neue Mieter mehr bezahlen. Das sind die Marktbedingungen, und dieser Prozess ist weltweit zu beobachten. Warum sollte Berlin eine Ausnahme sein? Wir haben sehr unterschiedliche Einkommen in denselben Stadtteilen und das ist auf Dauer nicht nachhaltig – die Einkommen und somit die Bewohner in diesen Gebieten werden sich im Laufe der Zeit angleichen.

“Ich kenne eine Mieterin, die für ihre 110-Quadratmeter-Wohnung in der Nähe des geplanten Google-Campus in Kreuzberg, wo einige der Proteste stattgefunden haben, gerade mal 600 Euro monatlich Miete bezahlt. Die Wohnung ist in einem desolaten Zustand, aber die Mieterin wird weder die Wohnung kaufen noch sich eine bessere Wohnung suchen, obwohl sie ein ausgezeichnetes Gehalt bezieht und selbst Immobilien besitzt, weil sie für 600 Euro keine bessere Wohnung in Berlin kaufen oder mieten kann. Viele Leute wollen aber in diesem Teil von Kreuzberg wohnen. Viele Bestandsmieter leben in so einer billigen und gut gelegenen Wohnung für weniger als 15 Prozent ihres monatlichen Einkommens und sind fest davon überzeugt, dass sich in Berlin nichts ändern sollte und dass Investoren überhaupt keine Immobilien in Berlin kaufen dürften“. Diese Einstellung zum Wert von Wohnen und der Nutzung von Eigentum eines Dritten sind in Berlin sehr geläufig.

2.  Berlin ist eine fortschrittliche Stadt und steht für Neuanfang, und wir sollten diese Geisteshaltung annehmen und fördern, anstatt dagegen anzukämpfen. Es gibt noch viel Land und Raum für Berlin, um zu expandieren, also stellt sich die Frage, wie wir den Veränderungsprozess bewältigen wollen. Bis jetzt haben unsere Politiker keine großartige Arbeit geleistet. Die derzeitige Wahrnehmung ist, dass sie der Entwicklung hinterherlaufen, was zu Besorgnis und einem überhitzten Mietmarkt führt.

Konstruktive Ideen, wie sich der Veränderungsprozess bewältigen lässt

"Die Berliner Politiker meiden den Bau neuer Wohnungen, auch wenn sie das Gegenteil behaupten,  ihre Leistungen sind eine völlige Katastrophe. Der Versuch eine Baugenehmigung zu bekommen oder günstiges Bauland zu kaufen, um Wohnungen zu bauen, ist zurzeit unmöglich. Selbst regierungseigene Bauträger beschweren sich kontinuierlich, dass der Senat und die Verwaltung Bauprojekte verlangsamen, verzögern oder verhindern und das Baugesetz verwenden, um den Bau neuer Häuser zu stoppen. Sie schrieben sogar einen offenen Brief, in dem sie die fehlende Unterstützung des Senats infrage stellten und gezwungen waren, am Rande der Stadt zu bauen, was zu einer riesigen Zersiedelung führen wird“.

"Deshalb kursieren schon Verschwörungstheorien, hervorgerufen durch die mangelnde Transparenz bei den Wohnungsplänen. In den Medien wurde über das "Dokument des Schreckens (Wohnungsbaubericht)“ und den Krawall in Kreuzberg und Neukölln berichtet. Die dunkle Stimmung und die aktuelle Situation stehen im Widerspruch zu Berlins Ruf als fortschrittliche Stadt, die offen für Veränderung, Innovation und multikulturelles Miteinander ist. Die ganze Situation hat auch politische Auswirkungen, was beunruhigend ist. Mehr Mieter denken jetzt darüber nach, entweder für eine linke oder eine rechtsextreme Partei zu stimmen“.

Wege aus der Immobilienkrise

„Als Vermittler ist es unsere Aufgabe genaue Informationen über den Markt zu liefern. Unser Ziel ist es, dabei Transparenz zu schaffen und Veränderungen zu erreichen und mehr Menschen in das Eigenheim zu bringen, damit sie nicht länger Mieter bleiben. Die einzige Lösung besteht darin, schnell mehr Wohnhäuser zu bauen, mehr Genehmigungen zu erteilen und Entwickler zu motivieren an Erstkäufer und Eigennutzer zu verkaufen und Steuervorteile für junge Familien, die ihr erstes Eigenheim kaufen wollen, zu bewirken. Eine weitere Möglichkeit erschwinglichere Wohnungen zu schaffen, wäre, den Steuerzahlern Steuererleichterungen zu geben, damit sie wieder in der Stadt anstatt in den Vorstädten bauen können. Dieses Schema hat in der Vergangenheit gut funktioniert, und es gibt keinen Grund, warum es nicht wieder möglich sein sollte.

Damit Genossenschaften und Privatunternehmen neben öffentlichen Unternehmen endlich so viel bauen können, wie sie möchten, brauchen wir bezahlbares Bauland und Veränderungen in der Verwaltungsstruktur Berlins, um den Wohnungsbau zu beschleunigen. Wir müssen auch eine offene und willkommene Kultur für den Fortschritt im Sinne dessen schaffen, wofür Berlin steht. Das Leben wäre viel einfacher für unsere Branche und den jetzigen und zukünftigen Einwohnern Berlins, wenn erschwinglichere Wohnungen auf den Markt gebracht werden würden! Die neuen Vorschläge sind willkommen, aber überfällig, und es kann noch viel mehr getan werden, um den derzeitigen Wohnungsmarkt zu entspannen“.

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